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Fehlersuche

Hinweiß zur Fehlersuche: Ich beziehe mich auf die in Deutschland übliche Läutetechnik mit fliegendem Klöppel an einem geraden oder gekröpften Joch. Oft bedingen auch mehrere Fehler gleichzeitig einander und verurschen ein Armes Seelen Geläut.

Der erste Streich ala Wilhelm Busch :-) Läuten mit Aussetzern

Es macht BIM BIM-BAM- Aussetzer- BIM-BAM-BIM-BIM- Aussetzer- BAM- Aussetzer .........

Elektromeister Krause läuft rot an im Gesicht anhand der immer finster werdenden Blicke des Pfarrers und der Presbitter. Dabei hat er doch nur mal eben ordentlich Fett auf die Messingradapparatur der Läutemotoren getan, die total trocken waren und die Kettenzüge so richtig stramm gespannt. Unmöglich, wie die labbernd sich seitwärts bewegen ließen......

Grundsätzlich ein guter Rat: Finger weg von den Steuerelementen an den Motoren und Vorsicht beim Nachspannen der Kettenzüge, auch Unterzug genannt: Dieser ist keine Gitarrenseite. Bedenken sie, daß sie Seilräder auf dem Holz nicht zu 100 % genau rund und mittig zum Drehpunkt der Jochachse montiert werden können. Dazu verbiegen sich die Räder im Laufe der Zeit und werden eierig. Dann bedeutet eine stramm gespannte Kette ein Durchbiegen von Holzbohlen, auf denen der Motor steht, eine Mehrbelastung von Joch und Motorlager sowie ein noch schnelleres Verziehen der Seilräder, vom schlechten Läuten mal abgesehen, was dann wieder einige mit der Motoreinstellung vertuschen wollen. Findet man eine zu lockere Kette vor, so ist als erstes das Seilrad auf seine Rundung und Mittigkeit zu prüfen:

Gehen sie zur Glocke und stellen sich seitwärts im 90 Grad Winkel zur Glockenschwingung. Schauen sie auf die Oberkante des Seilrades und fixieren sie einen Punkt dahinter z.B. ein naher Holzbalken . Schalten sie die Glocke ein. Wenn dieser Punkt von dem Metall des Rades beim Läuten verdeckt wird, ist das Seilrad verzogen und eiert. Beulen im Rad unter 5 mm sind noch akzeptabel. Bei mehr als 10 mm muß das Seilrad erneuert werden. Das Verzinken von Seilrädern ist ein unnötiger Kostenfaktor. Seilräder halten 30 Jahre, dann sind diese verzogen, egal ob sie verzinkt oder rostig sind. Jedoch ist das Verzinken eine Art Unfallschutz, wenn sich ein Monteur daran verletzen sollte. Zudem ist es optisch schön. Der Rost ist dabei nur oberflächlich und beeinträchtigt in keiner Weise die Stabilität. Letztlich also eine Frage des Geldes, ob man dafür ca. 100 Euro ausgeben möchte. Dagegen ist das Verzinken von Schrauben und Hängeeisen gegen Schutz vor Korosion der Gewindegänge inkl. Muttern empfehlenswert.

Eine Kette darf man nicht bis zum Anschlag stramm spannen! Sie muß, wie beim Motorrad oder Fahrrad, gute 3 cm leicht seitlich zu bewegen sein, darf aber auch nicht bauchig durchhängen. Nur dann kann eine kleine Beule im Seilrad unbemerkt ausgeglichen werden, ohne daß Folgeschäden, z.B. defektes Motorlager, entstehen. Eine zu stramm gespannte Kette ist eine Ursache für ungleichmäßiges Läuten.

Schmieren und Ölen der STEUERMECHANIKEN an den Motoren nur nach Vorschrift des Herstellers.

Dieses war der erste Streich , doch der zweite folgt zugleich ..... Schäden am Schlagring

Schädlich für eine Glocke sind ferner sogenannte Prellschläge des Klöppels, meistens durch zu hohes Läuten bzw. einer falschen Intonation verursacht, die dann den Anschlag als Echo nochmal leiser erschallen lassen und auf Dauer den Schlagring beschädigen. Das liegt dann aber schon in einem grob fahrlässigem Bereich und sieht dann ungefähr von der Glockenschwingung so aus, wie auf dem nachfolgendem Bild gezeigt. An einem geraden Joch aufgehangen, schwingt diese Glocke viel zu hoch für das Läuten mit fliegendem Klöppel. Selbst im gekröpften Joch mit Flugklöppel wäre das noch zuviel.

Solche sogenannten Prellschläge können aber auch ebenfalls entstehen, wenn man eine Glocke, zum Beispiel von einem Holzjoch an ein Stahljoch hängt bzw. an der Aufhängung herumbastelt. Die Massenverhältnisse vom Joch zum Klöppel müssen aufeinander abgestimmt sein und das kann nur ein erfahrener Glockentechniker dimensionieren. Die Glocke muß exakt mittig am Joch justiert sein und mit Klöppel lotgerecht hängen. Setzt man sie von Hand in Schwingung mit einem Läutewinkel von 100 Grad, so muß die Glocke mit gleichmäßigen Doppelschlägen eine Zeit lang selbständig läuten, bevor sie mit Einzelschlägen, abwechselnd vom Klöppel an den Anschlagpunkten am Schlagring rechts und links angeschlagen werdend, zur Ruhe kommt. Sie darf nicht nach den Doppelschlägen nur einseitig an der gleichen Stelle angeschlagen zur Ruhe kommen. Ist das der Fall, so kann man davon ausgehen , daß sie schief am Joch hängt.  Erfolgen auch bei geringem Schwingungswinkel von 50 Grad noch Doppelschläge, dann ist der Klöppel zu schwer und dürfte beim höheren Läuten zu Prellschlägen neigen.

Dieses war der zweite Streich, doch der dritte folgt zugleich.... Scheppernder Klang

Hat ein Klöppel seitliches Spiel von mehr als 30 mm, so finden sie in der Regel auch am Klöppelballen plattgeschlagene Anschlagstellen, am Schlagring der Glocke Schleifspuren wie auf dem Bild unten und beim Anheben des Klöppels ein unzulässiges Spiel von gut mehr als 10 mm nach oben. Dann ist zu schauen, ob der Klöppel mittig in der Glocke sitzt und leicht zu bewegen ist. Hängt dieser z.B. nur an einem Ledergebinde, dann besteht die Möglichkeit, daß der Klöppel beim Läuten auch torsierende Bewegungen macht. Er kippt beim Anschlag nach links oder rechts, ähnlich der Abnahme eines Fingerabdruckes, bleibt damit beim Rückfall der Glocke am Schlagring kleben und nimmt zu wenig Energie für den Rückschlag auf. Folge ist dann ein Aussetzer nach erfolgter Rückschwingung der Glocke. Das gleiche ergibt sich, wenn die Klöppelaufhängung falsch bzw. verdreht sitzt, sodaß Klöppel und Glocke nicht zusammen in der X-Achse schwingen. Ein paar Grad reichen aus, um eine Glocke scheppern zu lassen.

Bild rechts: Unteransicht einer Glocke.  Rundschlag und torsierende Klöppelbewegung bei defekter Klöppelaufhängung:  Hoher Verschleiß am Schlagring mit anschließendem Bruch des Mantels.

Der gravierendste Fehler eines Monteurs ist jetzt, daß er die Glocke noch höher schwingen läßt, wodurch sich der Effekt logischerweise nur noch verstärkt, auch wenn die Glocke scheinbar besser läutet

X-Achse

Y-Achse

Dieses war der dritte Streich, doch der vierte folgt zugleich.... Einseitiger Anschlag sofort nach Abschalten der Maschine

Ursache: Ein Verzug der Joche im Bereich des Lagerzapfens, des Aufsatzes, schlimmstenfalls des gesamten Holzes bringt die Glocke aus der Symmetrieachse Ihrer Schwingung heraus. Siehe Bild. Abhilfe bringt hier die Bearbeitung des Holzes mit der Richtbank des Zimmermeisters. Vorsicht jedoch bei ganz alten Jochen: Hier sind die Richtlinien des Denkmalschutzes zu beachten.

Um das festzustellen, ob hier ein Fehler vorliegt, muß man die Glocke abhängen, daß Joch von der Glocke abbauen und auf eine plane Eisenplatte legen. Dann sieht man es am besten. Meistens sind beulige Risse in Vollholzjochen schon ein eindeutiger Hinweise auf einen derartigen Fehler. Genietete Stahljoche weisen ebenfalls Unsymetrien auf, wenn z.B. die Nieten nachgeben.

Das macht sich z.B. durch plötzlich lose Klöppelaufhängungen bemerkbar. Dann wird es langsam gefährlich !

Darum sollte man einseitige Anschöäge nicht mit der Motoreneinstellung kompensieren ohne vorher gründlich nachgesehen zu haben.

Dieses war der vierte Streich, doch der fünfte folgt zugleich.... Schiefe Glocke

Schematisch hier etwas übertrieben dargestellt, aber durchaus ein Fall aus der Praxis: Die Absenkung eines Tragbalkens des Glockenstuhles bedingt eine Unsymetrie im Schwingungssystem. Überlastung der Lagergehäuse mit Bruchgefahr der Lagerfüße.

Bevor hier weiter saniert wird, ist der Baugrund nach der Fehlerquelle abzusuchen.