Teilebezeichnung koreanischer Tempelglocken - ähnlich den deutschen Glocken
Drachenkrone Klangröhre Haube Schulterkante Schulter Lotusstempel Lotusfeld Flanke Zierrelief Schlagkranz Mündung
Mündungsband
Drachenkrone (yongnyu)
Die Krone ist die Aufhängevorrichtung der Glocke. Sie besteht bei koreanischen Tempelglocken in der Regel aus einem
massiven Henkel, der als Drachenfigur detailliert ausmodelliert ist. Das geöffnete Drachenmaul und das Hinterteil sind mit der Haube verbunden, während der gewundene Rumpf eine Öse ausbildet. Oft erscheint der
Rücken des Drachens angelehnt an die Klangröhre. Fehlt diese dagegen, liegt die Drachenkrone symmetrisch mit zwei Köpfen auf.
Klangröhre (umt’ong, umgwan)
Die ausschließlich bei koreanischen Tempelglocken zu findende Klangröhre ist ein hohler, die Glockenhaube
durchstoßender Zylinder mit beabsichtigter, den Klang modulierender Funktion. Zugleich stabilisiert sie den Glockenhenkel, da sie als zusammenhängende Formen modelliert werden. Als Ursprung ihrer dekorativen
Gestaltung vermutet man eine Nachbildung der Flöte manp’a-sikchok, ein nationales Instrument des Shilla-Reiches.
Haube (chonp’an)
Die den Glockenkörper oben abschließende, leicht gewölbte Platte ist die Glockenhaube (auch “Glockenhelm” genannt).
Zum Zweck der Verbindung des inneren Hohlraums des Glockenkörpers mit der von der Haube abgehenden Klangröhre hat sie an der entsprechenden Stelle ein Loch. Auf ihr befindet sich außerdem die Drachenkrone zur
Aufhängung.
Schulterkante (kyondae)
Bis in das frühe Choson hinein wurde die die Glockenhaube und Glockenkörper trennende Kante häufig mit einer
abstehenden Lotusblütenblätter-Bordüre bekränzt, auch um Gußspuren auf der Platte zu verdecken.
[…hier definitiv nur die Kante! G.schulter als eine Fläche ist sangdae!]
Glockenschulter (sangdae)
Die den Glockenkörper nach oben begrenzende Rippenzone mit oft einer etwas stärkeren Krümmung ist der “Hals” oder die
“Schulter”. Je nach Zeitabschnitt wurden sie verschieden gestaltet. Im Groß-Shilla erschienen als Saum Floralbänder in Form von Rankenmustern mit oder ohne Lotusblüten (yondangch’o-munui, posanghwa-munui) in Kombination mit kleinen, auf Wolken sitzenden musizierenden Himmelswesen (chuakchon’in).
Die Ornamentik während des Koryo setzte dagegen neben den Lotusblütenranken noch Chrysanthemenmotive (kukhwa-munui) und Zackenmuster (pon’gae-munui) ein. In der Choson-Periode waren Sanskrit-Silben des Siddham-Alphabets (p’omja-munui)
bevorzugtes Schmuckelement. Darüber hinaus variierte die Anzahl der die Schulter umlaufenden Flächenbänder - mal waren es ein oder zwei, sie können bloß durch Wulste angedeutet sein, und bei einigen Glocken fehlen
sie auch ganz.
Lotusfeld mit Lotusblütenstempeln (yon’gwak, yolloe)
Das Lotusfeld, auch unter der Bezeichnung “Lotuskammer” (yonsil) bekannt, ist existentielles Schmuckelement bei allen - bis auf die letzten im Choson gebauten - koreanischen Glocken. Es besteht aus einer quadratischen oder trapezförmigen Einfassung aus einem breiten Flachrelief mit dem gleichen oder einem ähnlichen Ornament wie das Band der Glockenschulter, und als Hochrelief gegossenen stilisierten, zu 3x3 angeordneten Blütenstempeln. Das Lotusfeld ist immer vierfach und im gleichen Abstand zueinander um die Längsachse der Glocke auf der Glockenschulter platziert. Waren die Felder anfangs noch mit ihrem oberen Rand noch in die Schulterbordüre integriert, lösten sie sich mit der Zeit heraus und bildeten selbständige Einheiten. Die Anzahl der Blütenstempel ist immer konstant geblieben, während sie bei den japanischen Tempelglocken stark variiert. Jedoch flachten in beiden Traditionen die Stempel zunehmend bis hin zu Noppen ab.
Flanke (chongsin)
Die typische Form der frühen koreanischen Tempelglockenkörper ist fassartig. Daher ist seine Flanke im Gegensatz zur
beinahe geradlinigen europäischen nach außen gewölbt. Sie geht also auch nicht nach unten hin in einen sich nach außen weitenden Wolm über, sondern verjüngt sich wieder etwas. Die Rippenmensur sollte sich dennoch
dahingehend ändern, dass sie abwärts des größten Durchmessers der Flanke senkrecht zum Boden ausläuft.
[…hier nicht mit dem ganzen Glockenkörper zu verwechseln!]
Zentrale Zierreliefs (chongsinbu-jojang)
Ein großflächiges Schmuckelement mit Darstellungen menschlicher Figuren in Haltungen der Andacht oder Huldigung
zwischen den Schlagkränzen zu beiden Seiten der Flanke zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Die vertikale Position und das Motiv dieser Glockenzier unterliegen jedoch modischen Schwankungen. Während des Vereinigten
Shilla waren paarweise oder einzelne auf Wolken schwebendende Himmlische Musikanten (chuakch’onin, skr. gandharva) üblich. Während des Koryo traten ebensolche oder andere Himmelswesen, Buddha- oder Heiligenfiguren (posal, skr. bodhisattva) auf. Im Choson dominierten schließlich stehende Bodhisattvas.
Schlagstelle oder Schlagkranz (tangjwa)
Ein meist als Lotusblüte ausgestaltetes Medaillon auf Vorder- und Rückseite auf im rechten Winkel zur Aufhängung
markiert die Stelle des Anschlagens - im Gegensatz zu abendländischen Kirchenglocken haben koreanische Tempelglocken keinen umlaufenden Schlagring am Ende des Wolms, an dem sie außen oder innen angeschlagen werden.
Die Schlagfläche ist stets auf der dicksten Stille der Glockenrippe platziert, die während der Shilla-Periode bei etwa einem Drittel der Höhe des Glockenkörpers liegt. In der Koryo-Zeit lag sie dagegen noch näher an
der Mündung, und ihre Anzahl verdoppelte sich sogar, sodass die vier Schlagflächen unter den Lotusfeldern zu finden sind. Im Laufe der Choson-Ära verschwanden die Schlagstellen aber völlig.
Glockenmündung (chonggu)
Die Mündung ist die Hauptschallaustrittsöffnung auf der Unterseite der Glocke. Im Vergleich zu japanischen Glocken ist
die Wandung der koreanischen weniger massiv. Dafür sollte besonders bei den frühen koreanischen Glockenkonstruktionen durch ihre leichte Krümmung nach innen der Nachhall verlängert werden.
Mündungsband (hadae)
Dort, wo bei neuzeitigen Kirchenglocken der Wolm in einem Wulst endet und der im Profil spitz zulaufende Schlagring
die Mündung bildet, befindet sich bei den koreanischen Tempelglocken ein verdicktes Flächenband, das als Relief ausgestaltet ist. Das Motiv ist zunächst gleich oder ähnlich dem des Bandes auf der Schulter. Im Choson
versetzte man dieses Schmuckband etwas nach oben und ein weiteres, schmucklos gehaltenes Band säumte die Mündung.
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